
Das Über-mich-Seiten-Dilemma
Vergiss alles, was du über „Authentizität“ gelernt hast
Du scrollst durch hunderte von Über-mich-Seiten und sie klingen alle gleich: „Ich bin authentisch, leidenschaftlich und helfe Menschen dabei, ihre Träume zu verwirklichen.“ Gähn.
Das Problem? Jeder macht dasselbe. Alle folgen denselben Ratgebern, alle schreiben über dieselben „authentischen“ Momente, alle listen dieselben Qualifikationen auf.
Das Ergebnis: Eine Masse von austauschbaren Über-mich-Seiten, die niemand im Gedächtnis behält.
Was wäre, wenn du genau das Gegenteil machst?
Die Standard-Tipps (die wir bewusst ignorieren)
Du kennst sie alle, diese gut gemeinten Ratschläge aus jedem Marketing-Blog:
- „Sei authentisch und schreib aus dem Herzen!“ (Während du dich fragst, was das überhaupt bedeutet)
- „Liste deine Ausbildungen und Zertifikate auf!“ (Als würde sich jemand für dein BWL-Studium von 2003 interessieren)
- „Erzähle deine Erfolgsgeschichte!“ (Diese glatt polierte Version ohne Ecken und Kanten)
- „Erwähne deine Hobbys – das macht sympathisch!“ (Yoga, Kochen, Reisen – wie originell)
- „Vergiss den Call-to-Action nicht!“ (Den alle überlesen, weil er wie Werbung klingt)
Das Problem: Du machst alles „richtig“ und trotzdem scrollt jede:r gelangweilt weiter. Warum? Weil du genauso klingst wie alle anderen auch.
5 revolutionäre Ansätze
1. Der „Anti-Helden-Approach“ (Die Macht des strategischen Scheiterns)
Standard:
Erfolge und Qualifikationen hervorheben
Neuer Ansatz
Gezielt über professionelle Niederlagen schreiben
Die Idee: Menschen vertrauen nicht Superheld:innen, sondern Menschen, die auch schon Rückschläge überwunden haben. Statt perfekte Erfolgsstory erzählst du von dem Moment, wo alles schief ging.
So setzt du es um:
- Wähle einen konkreten beruflichen Tiefpunkt!
- Beschreibe nicht nur WAS passiert ist, sondern WIE es sich angefühlt hat!
- Zeige die konkrete Lektion, die daraus entstanden ist!
- Verbinde es mit deiner heutigen Arbeitsweise!
Beispiel:
„2018 habe ich meinen wichtigsten Kunden verloren. Nicht wegen schlechter Arbeit, sondern weil ich zu arrogant war, zuzuhören. Diese Demütigung hat mich zu der Beraterin gemacht, die ich heute bin – einer, die zuerst fragt und dann spricht.“
2. Der „Zeitreise-Test“ (Was würde dein 16-jähriges Ich sagen?)
Standard:
Über den aktuellen Karrierestand schreiben
Neuer Ansatz
Dialog zwischen verschiedenen Lebensversionen
Die Idee: Zeige die Transformation durch einen imaginären Dialog zwischen deinem 16-jährigen und heutigem Ich. Das macht Entwicklung greifbar und unterhaltsam.
3. Die „Gegner-Konfrontation“ (Wer du NICHT bist)
Standard:
Beschreiben, was man gut kann
Neuer Ansatz
Klar definieren, was man ablehnt und nicht macht
Die Idee: Menschen wollen wissen, wovon du dich abgrenzt. Das schafft Klarheit und zieht die richtigen Leute an, während es die falschen abschreckt.
Dein „Ich bin NICHT“-Katalog:
- 3-5 klare Abgrenzungen
- Konkret statt vage („NICHT der Coach für Quick-Fix-Lösungen“ statt „NICHT oberflächlich“)
- Mit Humor, aber bestimmt
- Erkläre kurz das „Warum“ dahinter
Beispiel:
„Ich bin NICHT der Coach, der dir einredet, dass du nur positiv denken musst. Ich bin NICHT die Beraterin für Quick-Fix-Lösungen. Und ich bin definitiv NICHT diejenige, die dir nach den Ohren redet, wenn du Ehrlichkeit brauchst.“
4. Der „Museum-Kurator-Trick“ (Dein Leben als Ausstellung)
Standard:
Chronologische Lebenslauf-Darstellung
Neuer Ansatz
3-5 „Exponate“ aus deinem Leben präsentieren
Die Idee: Wähle 3-5 prägende Gegenstände/Momente aus und erkläre ihre Bedeutung wie ein Museumskurator. Das macht deine Geschichte visuell und merkbar.
Deine Ausstellungsstruktur:
- Exponat-Titel: Catchy und neugierig machend
- Kurzbeschreibung: Was ist zu „sehen“?
- Bedeutung: Warum hat es dich geprägt?
- Heute: Wie wirkt es in deiner Arbeit nach?
Beispiele für Exponate:
- „Ein zerfledderte To-Do-Liste von 2019 (Warum ich aufgehört habe, mein Leben zu verwalten)“
- „Ein Screenshots eines 1-Stern-Feedbacks (Der Tag, der meine Arbeitsweise revolutionierte)“
- „Ein Kündigungsschreiben (Wie ich lernte, was Freiheit wirklich bedeutet)“
5. Der „Undercover-Boss-Winkel“ (Was Kund:innen über dich sagen, wenn du nicht da bist)
Standard:
Selbst über sich schreiben
Neuer Ansatz
Aus der Perspektive deiner Kund:innen schreiben
Die Idee: Schreibe einen Teil der Seite so, als würden Kund:innen heimlich über dich sprechen. Was sagen sie wirklich über die Zusammenarbeit?
Deine „Undercover“-Struktur:
- Die Wahrheit: „Wenn meine Kund:innen denken, ich höre nicht zu, sagen sie…“
- Der Klassiker: „Der Satz, den ich am häufigsten höre: ‚…’“
- Die Eigenart: „Was sie an mir nervt (aber trotzdem schätzen): …“
- Der Unterschied: „Womit ich sie überrasche: …“
Warum diese Ansätze funktionieren
Häufige Einwände (und warum sie falsch sind)
„Das ist mir zu persönlich“
→ Persönlich ist nicht privat. Du teilst professionelle Erkenntnisse, keine Familiengeheimnisse.
„Das wirkt unprofessionell“
→ Menschlichkeit ist das neue Professionell. Deine Konkurrenz versteckt sich hinter Floskeln – du zeigst Persönlichkeit.
„Was, wenn das die falschen Leute anzieht?“
→ Genau das ist der Punkt! Diese Ansätze wirken wie Filter – sie schrecken ab, wer eh nicht passt.
Dein nächster Schritt
Wähle EINEN der fünf Ansätze aus! Nicht alle auf einmal – das verwässert die Wirkung.
Setz dir eine Deadline: In einer Woche steht deine neue Über-mich-Seite online.
Und dann beobachte, was passiert! Du wirst überrascht sein, wie anders Menschen auf eine Über-mich-Seite reagieren, die tatsächlich über DICH ist – statt über die Person, die du zu sein glaubst.
Die beste Über-mich-Seite ist die, die deine Großmutter UND dein härtester Kritiker beide für „typisch du“ halten würden.
Welcher Ansatz spricht dich am meisten an? Fang heute damit an – deine zukünftigen Kund:innen werden es dir danken.
Viel Spaß dabei!
Kornelia von E-deenreich






